2024-09-13-19 – Hochwasser in Ober-Grafendorf

0
313
views

Bereits die ganze Woche wurden für das Wochenende vom 13.-16.09.2024, aufgrund einer sehr seltenen Wetterkonstellation, große Regenmengen für den ganz Niederösterreich und speziell für den Bezirk St.Pölten, St.Pölten Land, Tulln, das Mostviertel und die komplette Alpennordseite prognostiziert. Die prognostizierten Regenmengen sind auch eingetroffen und wurden teilweise auch übertroffen.

Aufgrund dieser Prognosen haben wir den geplanten Feuerwehrausflug in die Steiermark für dieses Wochenende abgesagt und stattdessen am Freitag bereits mit den Vorbereitungsmaßnahmen begonnen. Im Feuerwehrhaus wurde ab Freitagnachmittag mit dem füllen von Sandsäcken begonnen. Diese standen ab 15:30 Uhr für die Bevölkerung zum Abholen zur Verfügung.
Weiters haben wir alle Pumpen und Geräte auf Funktion überprüft, Regenjacken und Gummistiefel vorbereitet, sowie mit Kontrollfahrten im Gemeindegebiet begonnen.

Am Samstagfrüh hielt der Regen nach wie vor an. Um 08:00 Uhr stand die erste Kontrollfahrt am Plan und es konnten tlw. schon leichte Rinnsale auf den Feldern entdeckt werden. Die Pielach und deren Zubringer hatten noch viel Platz. Gegen Mittag wurden wir zu einem verstopften Abwasserkanal in die Dr.Karl-Renner-Straße alarmiert. Dieser wurde gereinigt und das Wasser konnte wieder abfließen.
Im Laufe des Nachmittags waren die Sandsackvorräte bereits aufgebraucht und wir füllten auch noch den Restlichen Mischer in die vorhandenen Sandsäcke.

Gegen Abend hin, legte sowohl der Regen als auch der Sturm an Stärke zu. Um 16:00 Uhr war bereits der Sickerkanal in der Tavernengasse voll. Dieser wurde ausgepumpt und konnte wieder etwas Wasser aufnehmen. Gegen 19:00 Uhr wurden wir zu einem Sturmschaden auf die B39 und auch bei Gasten alarmiert. Danach kamen nach und nach Alarmierungen rein, von Wassereintritten in Kellern oder Garagen.
Im Feuerwehrhaus wurden laufend Sandsäcke gefüllt und abgeholt. Parallel starteten wir um 20:30 Uhr mit dem Aufbau des Hochwasserschutzes in der Pielachsiedlung, welcher für ein HQ100 Hochwasser ausgelegt ist. Dieser sollte die Bewohner so gut wie möglich schützen und das hat er auch relativ lange getan. In dieser Nacht wurden wir laufend zu Sicherungsmaßnahmen in Rennersdorf, Gattmannsdorf und im Ortsgebiet alarmiert.

In den frühen Sonntagmorgenstunden gegen 03:30 Uhr spitzte sich die Lage das erste mal sehr zu. Währen noch viele Einheiten unterwegs waren und bei Sicherungsmaßnahmen unterstützten, stieg bereits das Wasser in der Florianistraße. Um 04:19 Uhr wurden dann alle Einheiten ins Feuerwehrhaus alarmiert um dieses zu sichern, da bereits dort das Wasser eintrat. Gleichzeitig wurde das erste Mal Zivilschutzalarm ausgelöst, um die Bevölkerung auf die drohende Gefahr aufmerksam zu machen.
Trotz der Maßnahmen konnten wir den Wassereintritt im Feuerwehrhaus nicht zu 100% verhindern. Mit beiden Tragkraftspritzen, allen Tauchpumpen und Nasssaugern wurde versucht, den Schaden so gering wie möglich zu halten. Das ist zum Teil gelungen, zum Teil leider auch nicht.
Die Pielach erreichte in den Vormittagsstunden um ca. 09:00 Uhr ihren historischen Höchstand von 5m. Bei den Erkundungsfahrten durch das Ortsgebiet wurde das Ausmaß der Katastrophe ersichtlich. Viele Teile waren von den Fluten erfasst worden. Der Friedhof, weite Teile der Pielachsiedlung, das Gewerbe und Wohngebiet rund um die Industriestraße, Florianistraße, bis zur Aquilin-Hacker-Straße. Viele Haushalte in den Katastralgemeinden und auch allen umliegenden Gemeinden wurden tlw. komplett von den Wassermassen erfasst.
Da an ein Auspumpen nicht zu denken war, fokusierten wir uns auf die Rettung der eingeschlossenen Menschen. So wurden 4 Kinder und 4 Erwachsene aus ihrer misslichen Situation befreit.

Der Regen ließ in den Abendstunden nach und wir konnten mit den Aufräumarbeiten im Feuerwehrhaus beginnen. Diese dauerten bis Montag früh, dann konnten die Tore wieder geöffnet werden.

Am Montag kam auch Unterstützung von KHD-Einheiten aus Salzburg und der Steiermark, sowie von der BTF CNH St.Valentin. Diese kamen mit ihren Großpumpen und Tauchpumpen und unterstützten bis Mittwoch bei den Auspumparbeiten. Die Kameraden aus Flachau, St.Johann/Pongau, Radstadt, Voitsberg und St.Valentin leisteten super Arbeit und waren eine großartige Unterstützung.
Am Vormittag starteten wir somit mit den ersten Auspumparbeiten und wir konnten da schon einiges erreichen. Leider nahm der Regen ab Mittag wieder enorm zu und es kamen wieder knapp 60l/m² zusammen. Da diese nirgends versickern konnten, war die Katastrophe teilweise noch schlimmer als am Vortag. Dieses Mal traf es auch Straßenteile, die am Sonntag verschont geblieben wurden. Und auch das FW-Haus wurde erneut geflutet. Da es keine Sandsäcke mehr gab wurde am Bauhof durch die Bevölkerung bis spät in die Nacht mit dem Füllen weitergemacht, damit alle ihr Hab und Gut schützen konnten.

Am Dienstag starteten wir somit von vorne. Die Trupps wurden neu eingeteilt und wir suchten Einsatzstellen mit allen Fahrzeugen und Geräten auf. Vorrangig waren jene mit Pelletslagerräumen im Keller, um dort das Wasser ab zu senken. Sobald diese abgearbeitet waren, wurden alle Keller mit viel und vorallem Schmutzwasser aufgesucht.
Im Laufe des Tages und auch am Mittwoch unterstützten uns auch immer mehr Feuerwehren aus dem Abschnitt-St.Pölten West. Die FF St.Margarethen/Sierning, FF-Hafnerbach-Markt, FF Karlstetten, FF Karlstetten-Weyersdorf und FF Karlstetten-Neidling rückten mit ihren Fahrzeugen aus, um in Ober-Grafendorf zu helfen.
Die Großpumpen des KHD-Zugs wurden durch die Gemeinde koordiniert und an den großen Seen eingesetzt um diese abzusenken. Leider waren auch große Objekte wie die Raiffeisenbank, Schubert Clean-Tech, die Fa. Styx, Fa. Fladenhofer, das RLH Ober-Grafendorf, Fa. Handlfinger und Fa. Elmer von den Wassermassen nicht verschont geblieben.

Mittwoch und Donnerstag standen weiterhin im Zeichen der Auspumparbeiten. Da das Grundwasser jedoch noch immer sehr hoch war, mussten diese immer wieder abgebrochen werden, um größere Schäden zu vermeiden.
Auch der Wasserschaden im Feuerwehrhaus wurde begonnen zu beheben. Rigipswände wurden geöffnet und deren Isolierung entfernt, um diese zu trocknen. Auch in der Fahrzeughalle wurden die letzten Arbeiten abgeschlossen und so konnten am Mittwoch die Fahrzeuge bereits wieder in der Halle parken.

Freitag und Samstag gingen die Aufräumarbeiten noch weiter, jedoch waren die Einsatzstellen schon sehr wenig geworden.

Insgesamt hat es an diesem Wochenende von 12.09. – 16.09. 496 Liter/m² geregnet. Es wurden insgesamt 319 Tonnen Sand in Sandsäcke gefüllt, über 300 Einsatzstellen abgearbeitet, über 40 Mitglieder waren über 6000h im Einsatz, sind viele km mit den Autos gefahren, unzählige Pumpenstunden wurden geleistet, unser komplettes Schlauchmaterial verwendet und fast nichts geschlafen.

Danke an alle die uns so liebevoll mit Mehlspeisen und Essensspenden unterstützt haben. Besonders erwähnen möchten wir die MS Ober-Grafendorf, das Seeplatzl, Hallenwirt Pielachtalhalle, das Restaurant Berdas, die Bäckerei Haager, unseren Fleischer Fritz Ettl, Jürgen Gschwendtner, Fam. Schweighofer, Fam. Gatterer, Fam. Eichinger, Fam. Moderbacher und alle anderen die uns bei den Einsatzstellen versorgt haben.

Danke an unseren Kommandanten und Einsatzleiter BR Karl Lechner, unseren BGM Rainer Handlfinger und den kompletten Krisenstab. Das Gemeindeteam und das Team vom Bauhof für die super Koordination und Zusammenarbeit.
Danke auch unseren Damen für die Unterstützung im Feuerwehrhaus beider Verpflegung, Reinigung und Betreuung – ihr seit ein Wahnsinn!

Der größte Dank gilt allen Kameradinnen und Kameraden, die eine Woche lang, wenig geschlafen und vieles geleistet haben. Ohne euch wäre vieles nicht möglich gewesen.

Zu guter Letzt möchten wir allen Betroffenen in unserer Gemeinde und darüber hinaus, unser tiefstes Mitgefühl aussprechen und ihnen eine rasche Wiederherstellung ihres Eigentums wünschen.

Danke und Gut Wehr

Bericht: VM Peter Fuchs
Fotos: FF Ober-Grafendorf, Sebastian Wegerbauer
Bitte entschuldigt die nicht korrekte Reihenfolge der Fotos!

Fotos Freitag 13.09.2024
Fotos Samstag 14.09.2024
Fotos Sonntag 15.09.2024
« von 2 »
Fotos Montag 16.09.2024
« von 2 »
Fotos Dienstag 17.09.2024
Fotos Mittwoch 18.09.2024
Fotos Donnerstag 19.09.2024

 

Eingesetzte Fahrzeuge:


  • TLF 4000/200 (Tanklöschfahrzeug)
  • HLFA2 2400 (Hilfeleistungsfahrzeug)
  • DLK (Drehleiter)
  • VRF-A (Vorausrüstfahrzeug)
  • LF-A (Löschfahrzeug)
  • VF (Last)
  • KDOF (Kommandofahrzeug)
  • MTFA (Mannschaftstransportfahrzeug)

    • Mannschaftsstärke: 90


      Einsatzdauer: 13:00 Stunden


TEILEN